Heute steht noch mal ein Interview an. Und zwar ein Interview mit jemandem, der den meisten von Euch wahrscheinlich auch schon recht gut bekannt ist: unser Jugendreferent Jürgen Wubs. Aber selbst, wenn Du Jürgen schon gut kennst, wirst Du in diesem Interview sicher noch etwas Neues von ihm oder über ihn erfahren. Viel Spaß beim Lesen!
1. Jürgen! Schön, dass Du uns für ein Interview bereit stehst. Auch zu Dir wollen wir erst einmal ein paar „Randinfos“ abchecken. Deshalb zu Beginn eine ganz einfache Frage: Wo kommst Du her und wie sah das Familienumfeld aus, in dem Du aufgewachsen bist?
Hallöchen. Geboren bin ich 1983 in Pforzheim/ Baden Württemberg. Meine ersten Lebensjahre verbrachte ich in VS-Schwenningen (wenn man Gummersbacher mit Handball in Verbindung bringt, so würde man Schwenninger mit Eishockey connecten). Im Alter von acht Jahren zogen wir dann nach Rottweil, wo ich meine gesamte Jugendzeit verbrachte. Wir, das sind meine Eltern, fünf Geschwister und meistens auch mindestens ein Hund im und ums Haus.
2. Da kam bestimmt nie Langeweile auf! Soweit ich weiß, hast Du nach der Schule nicht sofort eine Bibelschule besucht und wolltest Jugendreferent werden. Welchen Beruf hast Du zuerst gelernt und was hat Dir an diesem besonders Spaß gemacht?
Nach meiner Schulzeit habe ich eine Ausbildung zum Metallbauer gemacht. Das war nicht immer nur Spaß, sondern bei uns galt noch der Slogan „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“. Trotzdem gab es Einiges, das mir Freude gemacht hat. Besonders hat mir immer die Zeit auf Montage, also draußen bei den Kunden, gefallen. Besondere Highlights waren die Arbeiten an den Hochmasten für die Telekom. In schwindelnder Höhe haben wir Ruhepodeste und Kabelkanäle montiert.
3. Wie kam es dann dazu, dass Du beruflich doch in eine andere Richtung gehen wolltest?
Nach einem mehrwöchigen Baueinsatz 2005 in Kenia hat Gott mein Leben komplett auf den Kopf gestellt. Bis dahin lebte ich ein lauwarmes Christsein. Die Vorstellung vom lieben Gott war für mich ok, aber mein eigenes Leben wollte doch schon ich selbst gestalten und mir von keinem reinreden lassen. Allerdings wusste mein himmlischer Vater im Himmel, dass das für mich nicht gut enden wird. Deshalb begegnete er mir dort in Afrika ganz neu. Durch das Gespräch mit Missionaren und die persönliche Bibellese entflammte eine ganz neue Begeisterung mein Herz. Das zog sich durch das ganze Jahr 2005 hindurch und ich bekannte Jesus neu meine Schuld und mein schräges Leben.
4. Das war bestimmt eine intensive Zeit. Wie genau ging es dann weiter?
Nachdem ich eineinhalb Jahre als Metallbaugeselle gearbeitet hatte, wechselte ich für zwei Jahre in eine Landschaftsgärtnerei, wo ich zuvor schon immer am Wochenende mit ausgeholfen habe. Dieses Mal waren wir wieder an Telekomtürmen beschäftigt, allerdings unten am Boden, durch das Zurückschneiden der Hecken oder anderen Pflanzarbeiten. Mein Ziel war es nun, mich aktiv in der Gemeinde einzubringen und, wenn Gott das auch will, schon bald wieder für länger nach Afrika zu gehen. In meiner Heimatgemeinde, der Stadtmission Rottweil, war ich in der Jungschar und Teenarbeit mit Freude dabei.
2007 konnte ich dann mit dem Missionswerk DIGUNA („Die gute Nachricht für Afrika“) für zwei Jahre in den Kongo ausreisen. Dieses Mal bauten wir nicht Telekom- sondern Radiotürme für kirchliche Radiosender. Das war eine extrem prägende Zeit. Ich kann heute nur allen Jugendlichen empfehlen, auch mal einen Missionseinsatz im Ausland zu machen. Die Erfahrungen, die man dort mit Gott macht, macht man sonst in zwei Leben nicht und erweitern den eigenen Horizont ungemein.
2009 kam dann der Ruf, mein ganzes Leben in den vollzeitigen Dienst zu gehen. Das geschah nicht durch Feuer vom Himmel, oder dass Gott mit mir persönlich unter vier Augen geredet hätte, sondern durch schlichtes Bibellesen, dem Hören von Predigten und dem Gespräch mit älteren Christen.
Dafür lag es auf der Hand ein Bibelstudium zu machen. Ich bin zwar der Meinung, dass jeder Christ durch den Heiligen Geist das Beststudierte in sich hat, aber so ein Studium ermöglicht es einem nun mal auf ganz irdisch strukturelle gute Art in einer Gemeinde/ Organisation zu arbeiten.
5. Irgendwann bist Du ja dann auch nach Nümbrecht gekommen. Wann genau war das und haben sich deine Erwartungen & Vorstellungen erfüllt, die Du vor Antritt Deiner Stelle hattest?
Die Bewerbung haben meine Frau Anne und ich 2013 noch aus dem Kongo geschrieben. Für uns gingen dort die Türen zu und eine neue tat sich hier in Nümbrecht auf. Anne war lustigerweise früher schon einmal in der Schmiede gewesen, um DIGUNA vorzustellen.
Haben sich meine Erwartungen und Vorstellungen erfüllt? Das ist eine schwierige Frage. Du musst wissen, ich bin nicht so der krass visionäre Typ. Also einer der sagt: „Ich sehe die Jugendarbeit in fünf Jahren da und da…“ Ich bin mehr so der dienend stetige Typ, der schaut was ist bereits da? Was kann ich in einer großen Hingabe weiterführen usw. Da habe ich hier viele gute Erfahrungen gemacht.
6. Mittlerweile bist Du jetzt schon einige Jahre bei uns und hast viele besondere Aktionen aber natürlich auch einige „normale“ Gruppenstunden mitgemacht und geleitet. Welche Aktion oder Situation ist Dir bislang besonders im Gedächtnis geblieben und warum?
Natürlich die Freizeiten. Es gibt kaum Besseres als mit jungen Menschen für einen längeren Zeitraum draußen zu sein und etwas zu erleben. Sowohl in Gottes Wort als auch bei komplett sinnfreien Aktionen wie British Bulldog vs. American Eagle. Ich hatte das große Glück, dass ich sogar oft meine Familie mitnehmen konnte.
7. In Deinem Beruf sind ja auch ganz verschiedene Fähigkeiten und Facetten gefragt. In welchen Bereichen siehst Du Deine Stärken und auf welche Aufgaben könntest Du gerne verzichten?
Dinge die mir Freude machen haben immer mit der Bibel zu tun. Ich finde es klasse, gemeinsam mit Teens Bibel zu lesen oder ihnen im Jugendgottesdienst zu begegnen. Verzichten könnte ich auf so manche Sitzungen.
8. Mal weg vom Beruflichen: Was machst Du gerne in Deiner Freizeit? Neben den Dingen, die als Familienvater natürlich sowieso anfallen.
Wie du sagst, geht viel Zeit für Familie drauf. Das ist meistens auch schön und ich genieße es. Eine Sache, durch die sich Familie und Freizeit ganz gut verknüpfen lässt und Anne und mir viel Freude macht, ist, dass wir gerne Besuch haben oder andere gerne besuchen gehen. Das ist selbst in Coronazeiten nicht ganz unmöglich, sondern vielleicht sogar wichtiger denn je.
9. Mit welcher historischen Persönlichkeit würdest Du gerne mal einen Kaffee trinken gehen, wenn Du könntest? Und über was würdest Du mit dieser Person reden?
Ich würde mich mega gerne mit dem alttestamentlichen Propheten Daniel treffen und unterhalten. Er begeistert mich. Ich hätte Fragen zu seiner Haltung (er war kein Fähnchen im Wind), seinen Ideen zu Staat und Gemeinde (er war politisch ganz oben dabei, aber hat trotzdem gegen staatliche Verbote gehandelt), zum Thema Männerfreundschaften (Daniel war nicht alleine unterwegs) und noch so vieles mehr.
10. Würde bestimmt ein längeres Gespräch werden! Viele Jugendliche und junge Erwachsene bekommen in Teenkreis, Relate und bei anderen Gelegenheiten immer wieder Input von Dir. Wo kannst Du mal Auftanken und auch mal neuen Input bekommen?
Ich freue mich immer, wenn andere Mitarbeiter im Teenkreis den Input/ die Bibelarbeit machen. Da kann ich oft auftanken und werde ermutigt. Ansonsten tanke ich regelmäßig jeden Sonntag im Gottesdienst auf. Meistens bin ich hier in der Nümbrechter Kirche zu finden. Zudem habe ich alle zwei Wochen einen Hauskreis, der mir gut tut. Darüber hinaus liebe ich geistliche Literatur, Musik und auch YouTube-Predigten von Hans Peter Royer oder crosspaint.
11. Noch eine Frage zum Abschluss: Hast Du eine Lieblings-Bibelstelle oder einen Lieblingsvers? Und wenn ja, dann welche/r und warum?
Ja! Ein Vers, der das, was ich am Christentum früher am wenigsten verstanden habe und heute am meisten liebe, ist die Freiheit, die in Römer 5,1 beschrieben wird: „Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus“.
Vielen Dank an Jürgen für das Interview! Wir sind gespannt, was in den nächsten Jahren – oder vielleicht auch Jahrzehnten – noch an neuen Erfahrungen hinzukommen wird und freuen uns auf viele weitere gemeinsame Jahre in enger Zusammenarbeit! 🙂
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