Heute haben wir ein besonderes Interview vor uns! Bisher war es immer so, dass wir das Interview mit einer Person geführt haben – heute machen wir das Interview mit zwei Personen. Genauer mit Till Petermann und Annabell Schall. Die beiden waren in den letzten Monaten gemeinsam unterwegs – aber wir wollen nicht zu viel verraten. 🙂 Fangen wir doch lieber direkt mit dem Interview an…
1. Hallo Till, hallo Annabell – und damit herzlich willkommen zum ersten Interview mit zwei Personen gleichzeitig! Wir starten trotzdem so wie sonst auch: Wo kommt ihr her und wie sieht eure Familie aus?
Till: „Ja, hallo auch von unserer Seite aus. Genau, mein Name ist Till und ich lebe schon mein Leben lang hier in Nümbrecht. Zu meiner Familie gehört mein Vater Jörg, meine Mutter Anne, meine beiden Schwestern Hannah und Junia und mein kleiner Bruder Erik.“
Annabell: „Mein Name ist Annabell und ich komme aus Wiehl. Ich habe einen Zwillingsbruder, der Michael heißt, meine ältere Halbschwester Celine, meine jüngere Schwester Lisa und meine Eltern Anna und Peter.“
2. Ihr wart ja gemeinsam unterwegs, wir führen hier zusammen das Interview usw. Wie kommt das? 😉
Till: „Das ist relativ schnell geklärt, wir sind nämlich zusammen. 🙂 Mittlerweile schon fast 3 Jahre. Und wir dachten uns, dass so ein Erlebnis auch eine prägende Zeit für uns zusammen sein kann, da wir auch unser Leben miteinander verbringen wollen.“

3. Das klingt sinnvoll! Woher könnte man euch bei uns in der Gemeinde schon kennen – oder auch in Gummersbach?
Annabell: „Momentan bin ich in der ECG Berstig Mitglied. Dort kennen mich viele noch davon, dass ich als kleines Mädchen im Gottesdienst oft Klavier gespielt habe oder andere Sachen vorgetragen habe. Danach war ich im Deko-Team meiner Jugend aktiv, war aber auch schon in der Gemeinde hier in Nümbrecht aktiv, bzw. bin aktiv.“
Till: „Mich kennt man wahrscheinlich am meisten aus dem Bereich der Kinder- und Jugendarbeit. Dort bin ich bei Jungschar und Relate dabei und momentan helfe ich noch in einigen anderen Bereichen aus.“

4. Vergangenes Jahr habt ihr beide euer Abitur gemacht. Mit ein bisschen Abstand zur Schulzeit: Lieber nochmal in die Schule, oder seid ihr froh, dass es „endlich“ vorbei ist?
Till: „Rückblickend wäre ich wahrscheinlich schon gerne immer mal wieder zurück in der Schule. Die Gemeinschaft mit den Freunden war auf jeden Fall etwas, dass ich oft vermisse. Gleichzeitig bin ich froh, jetzt viele Sachen erleben zu können, die in der Schule nicht möglich waren und mich mehr den Sachen zu widmen, die mich wirklich interessieren.“
Annabell: „Mir geht es da ähnlich. Es gibt einige Dinge an der Schulzeit, die ich vermisse, wie die Gemeinschaft, aber grundlegend bin ich froh, dass ich nach 12 Jahren Schule auch andere Dinge in meinem Leben machen kann.“
5. Nach der Schule wart ihr bis vor einigen Wochen gemeinsam unterwegs. Mit welcher Organisation und wo wart ihr denn genau?
Annabell: „Wir waren zusammen mit der Organisation YWAM (Youth With A Mission – Jugend mit einer Mission) 6 Monate in einer Jüngerschaftsschule in den USA, Arkansas. Dabei waren wir 3 Monate für eine Unterrichtsphase vor Ort und dann 3 weitere Monate auf einem Missionseinsatz. Dazu später mehr.“
6. Auch wenn es wahrscheinlich gar nicht so leicht ist, dass alles auf einige wenige Inhalte zu reduzieren: Was sind die 3 wichtigsten Dinge, die ihr in eurem Ausbildungsblock lernen durftet?
Till: „Zuallererst denke ich, dass Jesus überall auf der Welt dabei ist und weder Jesus noch seine Botschaft sich ändert. Zudem, obwohl Jesus gleich bleibt, sind Menschen sehr vielfältig darin, wie sie Jesus verstehen und in ihrem Herzen tragen und trotzdem kann man durch Jesus eine Einheit sein. Dazu durfte ich auch mehr über meine Beziehung zu Jesus lernen und wie diese Beziehung nicht einseitig ist, sondern gewissermaßen ein Dialog sein darf.“
Annabell: „Ich glaube für mich war es nochmal sehr wichtig neu zu lernen, wie Gott mit uns spricht, wie sehr Gott an unserer Seite ist und wie man mit anderen Kulturen umgehen sollte. Dabei haben wir etwas über „helping without hurting“, also „helfen, ohne zu verletzen“ gelernt. Das ist eine sehr spannende und wichtige Herangehensweise, die man sich auch gerne auf z.B. YouTube näher anschauen kann. Generell waren die Inhalte zum großen Teil nichts komplett Neues, aber eine sehr gute Vertiefung in vielen Bereichen.“


7. Nach eurem Ausbildungsblock kam dann euer eigentlicher Einsatz. Wo war der und wie war euer erster Eindruck, als ihr da wart?
Till: „Unser Einsatz war zum Großteil in der Dominikanischen Republik und zum Ende waren wir nochmal in den USA, aber an einem anderen Ort, nämlich in Louisiana. Die größte Umstellung war auf jeden Fall die Dominikanische Republik, was schon mit unserer ersten abenteuerlichen Fahrt begann. Für die deutschen Augen war es manchmal ein Chaos, das durch die gerade nötige Ordnung zusammengehalten wurde – das ist nicht so schlimm, wie es vielleicht klingt, aber zu Anfang gewöhnungsbedürftig.“
Annabell: „Es war wunderschön, einmal die Karibik zu erleben. Die Natur ist echt schön, aber unsere Einsatzorte, also die ganzen Dörfer usw. waren schon echt dreckig und es war auch oft hart zu sehen, unter welchen Umständen die Menschen dort leben. Als wir dort angekommen sind und unsere Zimmer aussuchen konnten, war es für mich zumindest auch ein kleiner Schock, da wir erstmal gucken mussten, welches Zimmer denn ohne Termiten oder Schimmel ist. Es war also schön, aber auch nicht immer ganz einfach.“

8. Gibt es Momente, an die ihr euch besonders gerne zurückerinnert?
Annabell: „Vor Allem an das Lächeln der Kinder, wenn wir ihnen ein Stück von Jesu Liebe weitergeben konnten. Zudem aber auch die Kinder aus dem Jugendgefängnis in New Orleans. Man konnte einfach sehen, dass es etwas mit ihnen macht, und es hat mir sehr viel bedeutet so etwas machen zu dürfen. Man hat richtig gespürt, wie sehr Gott sie liebt.“
Till: „Wie Annabell es schon gesagt hat, war das Jugendgefängnis in New Orleans ein echter Höhepunkt, auch wenn das irritierend klingen mag. Die Freude der Kinder bzw. der Menschen, mit denen man über Jesus sprach. Es war immer schön, wenn man bemerkt hat, wie sie berührt sind von dem, was sie erleben und hören. Ansonsten fand ich die Gemeinschaft mit den Mitarbeitern in der Dominikanischen Republik sehr schön.“
9. Gab es auch Momente bzw. Situationen, die für euch besonders herausfordernd waren?
Till: „Die Kommunikation zwischen den verschiedenen Kulturen und auch verschiedenen Persönlichkeiten konnte über die Zeit schon anstrengend werden. Vor allem die Organisation an manchen Stellen, entsprach nicht unbedingt dem, wie ich solche Planung kenne und gerne habe. Dabei war es schön, immer noch jemanden dabei zu haben, der ziemlich ähnlich tickt – in meinem Fall war das Annabell und umgekehrt natürlich ebenfalls.“
Annabell: „Für mich war es schwer, konstant mit einer so unterschiedlichen Kultur konfrontiert zu sein, da ich ein sehr ordentlicher und strukturierter Mensch bin und die meisten dort nicht so viel Wert auf so etwas gelegt haben. In der dominikanischen Republik war die Sauberkeit und Hygiene sehr herausfordernd für mich, da, wie eben schon erwähnt, überall Schimmel war und die Klamotten auch nie richtig sauber wurden – aber wir sind ja auch nicht ins Ausland gegangen, um es immer einfach zu haben.“
10. Rückblickend: Würdet ihr noch einmal auf so einen Einsatz gehen und habt ihr für Interessierte Tipps, auf was man achten sollte, wenn man sich nach dem Abi bzw. nach der Schule einige Monate oder sogar ein Jahr Zeit nehmen möchte?
Till: „Also die Erfahrung zu machen, für längere Zeit im Ausland zu sein, würde ich eigentlich jedem empfehlen. Denn dadurch lernt man meiner Erfahrung nach nicht nur andere Kulturen und Länder schätzen, sondern auch seine eigene Kultur und das eigene Land schätzen. Gleichzeitig kann man auch sehr viel geistlich lernen, für den eigenen Glauben lernen und vor allem das Vertrauen in Gott und die Freude an einer Beziehung zu Ihm. Dabei gibt es sehr viele Bereiche, in denen man lernen darf zu vertrauen und sich auch zu freuen. Persönlich würde ich wahrscheinlich nicht noch mal auf so einen Einsatz gehen, auch weil es zukünftig von der Zeit her schwierig werden würde. Aber reisen und das auch im Kontext mit einer Missionsgesellschaft kann ich mir schon gut vorstellen für meine Zukunft.“
Annabell: „Generell denke ich, war es genau richtig, das alles gemacht zu haben. Aber ich glaube nicht, dass ich noch mal für einen längeren Zeitraum weggehen würde. Der Plan ist, irgendwann wieder dorthin zu reisen, das kann aber auch noch dauern. Ich bin sehr gerne im Ausland, aber 6 Monate waren auf jeden Fall eine Herausforderung und trotzdem freue ich mich, irgendwann wieder da zu sein. Man sollte auf jeden Fall darauf eingestellt sein, wie sehr Menschen von ihrer Kultur geprägt sind, wenn man ins Ausland geht. Das ist echt schön, aber es ist auch manchmal auch echt herausfordernd.

Ob man jetzt mit einer Missionsgesellschaft oder einer anderen Organisation ins Ausland geht: Es ist wichtig, ganz viel und intensiv dafür zu beten. Wo, wann, wie und ob Gott einen im Ausland gebrauchen will, sollte immer in Gedanken und im Gebet sein. Zudem ist das Vertrauen auf Gott sehr wichtig, gerade wenn es finanziell schwierig aussieht. Aber auch so, denn zum Glück haben wir einen Gott der uns versorgt, wenn er uns sendet.“
11. Jetzt seid ihr ja erstmal wieder hier. Und nach den Sommerferien geht es bei euch „offiziell“ weiter. Aber womit geht’s denn weiter?
Till: „Bei mir geht es wahrscheinlich mit einem 8-monatigen freiwilligen Wehrdienst bei der Bundeswehr weiter. Dort werde ich im Heimatschutz eingesetzt sein. Danach ist mein Plan Theologie zu studieren und das auch mit der Absicht ins Pfarramt zu gehen.“
Annabell: „Ich bin mich gerade noch final am Entscheiden, aber es wird vermutlich eine Ausbildung im medizinischen Bereich werden, entweder im Rettungsdienst oder in der Pflege. Danach könnte ich mir prinzipiell auch ein Studium als PA (Arztassistent) vorstellen, aber da ist noch nichts sicher. Bis dahin ist ja auch erstmal noch viel Zeit.“
12. Bis nach den Sommerferien ist noch ein bisschen Zeit. Wie verbringt ihr die Zeit bis dahin?
Annabell: „Ich arbeite ein bisschen und kümmere mich auch viel um alle Unterlagen für die Ausbildung, habe sonst ein paar wichtige Termine, treffe mich viel mit Freunden. Aber ich bin auch bei der Norwegen-Freizeit und dem Familien-Pfingstwochenende als Mitarbeiter hier in Nümbrecht dabei. Dafür gibt es natürlich auch immer mal wieder was zu planen.“
Till: „Momentan bin ich offiziell als FSJler in der Alten Schmiede aktiv, mache aber gleichzeitig bis Oktober auch einige andere Aufgaben bei uns in der Gemeinde, die eher einer Art „Gemeindepraktikum“ entsprechen. Ich bin also aktuell in vielen verschieden Bereichen der Gemeindearbeit eingebunden. Ansonsten bin ich auch als Mitarbeiter bei der Freizeit nach Norwegen dabei und helfe beim Familien-Pfingstwochenende mit.“
Dann sind wir froh, dass wir zumindest in den kommenden Monaten noch einmal viel von Till und Annabell in Nümbrecht haben werden – oder auch in Norwegen auf der Jugendfreizeit. Wir wünschen euch für die kommenden Monate, aber auch für die Zeit danach, alles Gute und Gottes Segen und bedanken uns für das Interview! 🙂
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