Interview mit Küster Jürgen Hein

Bereit für das nächste Interview? Nachdem das Interview mit Jürgen Wubs gut bei Euch angekommen ist und man noch viel Neues über ihn erfahren konnte, dachten wir uns: Bleiben wir doch mal bei einem Jürgen! Also folgt heute ein Interview mit unserem Küster Jürgen Hein. Ihr könnt gespannt sein, was man dieses Mal so alles dazu lernen kann. 😉

1. Hallo Jürgen – danke Dir schon mal, dass Du mit uns das Interview machst. Fangen wir mit einer ganz klassischen Frage an: Mittlerweile wohnst Du ja in Huppichteroth. Wo kommst Du denn ursprünglich her?

Ich bin in dem kleinen Ort Wolfscharre aufgewachsen – 5 km von Nümbrecht entfernt. Der Ort gehört jedoch zur Kirchengemeinde Marienberghausen.

 

2. In Huppichteroth wohnst Du ja nicht alleine, sondern mit Deiner Familie. Wer gehört denn alles dazu? Und wohnt überhaupt noch die ganze Familie zuhause?

Zu meiner Familie gehört als Erstes meine Frau Ute. Dazu kommen meine Kinder Vanessa, Christopher und Karolina. Seit fünf Jahren bestimmt das „vierte Kind“, unser Hund Timmy, unseren Tagesablauf. Mittlerweile lebt und arbeitet Vanessa aber in Haiger bei der Missionsgesellschaft DIGUNA. Dort ist sie nach einem Kurzzeiteinsatz in Afrika hängengeblieben.

 

3. Ich bin mir ziemlich sicher, ungefähr zu 100 %, dass Du nicht direkt nach der Schule Küster geworden bist. Hast Du eine Ausbildung gemacht, oder was war nach der Schule bei Dir dran? Und was hast Du dann beruflich so gemacht?

Richtig getippt. Bis vor dreißig Jahren dachte ich noch, dass „Küster“ ein Job für Rentner sei. Das war damals nie eine Option für mich.

Ich bin auf der Landwirtschaft groß geworden. Handwerk lag mir immer. Mit der mittleren Reife wurde es dann bei der BPW eine Ausbildung zum Maschinenschlosser. Leider hatte die BPW nach Ausbildungsende nur Arbeitsplätze am Fließband zu vergeben – ein No-Go für mich und ein paar Kollegen. Fachabi und Studium waren angesagt. Leere Kasse und das „super“ Zeugnis erdeten mich und so blieb ich einige Jahre als Schlosser bei der Firma J-Kampf. Zwischendurch, während meines Zivildienstes im KKH Waldbröl, hätte man mich fast zur Krankenpflege-Ausbildung überredet. Ich hab‘ mich aber zu einer Weiterbildung zum Industriemeister Metall entschlossen. Über kleine Umwege kam ich dann 1993 zur Firma WECO-Armaturen nach Elsenroth, wo ich bis heute im kleinen Rahmen als freier Mitarbeiter im technischen Vertrieb tätig bin.

 

4. Und dann bist Du irgendwann Küster geworden – in welchem Jahr war das?

Das war im Sommer 2012, offiziell genau zum 01.09.2012. Mein Vorgänger, Konrad Müller verstarb Ende 2011 nach längerer Krankheit. Die Stelle war dadurch einige Zeit vakant.

Ganz wichtig ist mir jedoch, dass ich nicht einfach nur Küster geworden bin, sondern von der Kirchengemeinde mit Gottes Segen in dieses Amt berufen wurde.

Vor ca. 10 Jahren, wurde mir klar, dass sich beruflich irgendetwas ändern musste.

Zugleich spürte ich auch, dass ich meine eher praktischen Fähigkeiten stärker in der Gemeinde bzw. für Gott einsetzen sollte. Dann wurde ich gefragt….

 

5. Das klingt sehr danach, dass da einige Zahnräder ineinander gegriffen haben! Was für Aufgaben hat so ein „Küster“ überhaupt?

Theoretisch ist da viel möglich: alles vom Toilette putzen bis zur Leitung eines Gottesdienstes. Der „Küster“ ist klassisch gesehen der Wächter über den Gottesdienst und sollte dafür sorgen, dass der Pfarrer pünktlich und ordentlich zum Gottesdienst erscheint. Bis vor rund 10 Jahren hatten wir in unserer Gemeinde darum an jedem Ort angestellte Küster. Nach dem Wegfall dieser Stellen hat ein Küster nicht die Zeit, jeden Gottesdienstraum herzurichten, alle Gebäude zu reinigen, alle Grünanlagen zu pflegen und alles Instand zu halten.

 

6. …und dafür zu sorgen, dass alle Pfarrer immer ordentlich zum Gottesdienst kommen, wäre ja auch schon schwierig genug – aber mit ein bisschen Eigenverantwortung klappt das ja scheinbar auch so. 😉 Gab es in Deinen Jahren als Küster auch irgendeine besondere oder absurde Situation – oder auch irgendwas anderes – , das Dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Da denke ich an einige Weihnachtskonzerte der FCBG-Gummersbach in unserer Kirche. Die Konzerte waren immer super; die Vorbereitung an dem jeweiligen Tag war aber chaotisch.

Oder Hochzeiten:  Einmal wurde ich gefragt, ob ein Hund (Mops) die Ringe bringen dürfte. (Die Hochzeit fand nicht in unserer Kirche statt).

Einmal kam die Braut mit der Hälfte der Gesellschaft mindestens eine halbe Stunde später, da alle gemeinsam vom Flughafen mit einem Oldtimer-Bus anreisten und

ein anderes Mal kam der Pfarrer (nicht aus Nümbrecht) eine halbe Stunde später, weil er sich die falsche Uhrzeit aufgeschrieben hatte – Kommentar der Braut: „Hauptsache, ich bin pünktlich!“

Erschrocken hatte ich mich, als der Klöppel von einer Glocke abgerissen war und die Deckenluke zerschlagen hatte.

Das Glockengeläut gab einmal den Anlass für einen Artikel in „Oberberg Aktuell“. Ich hatte versehentlich 15 Minuten Geläut für 00:18 Uhr statt 18:00 Uhr programmiert.

 

7. Da sind schon echt viele sehr kuriose Sachen dabei! Langeweile klingt auf jeden Fall anders. Unten gibt’s auch noch ein sehr lustiges Video mit einer Nümbrechter Kirchenglocke – auch so kann man eine riesige Glocke zum Läuten bringen! 😉 Aber jetzt noch eine andere Frage: Obwohl Du als Küster schon sehr viel zu tun hast, bist Du auch noch an anderen Stellen in der Gemeinde aktiv – wo denn überhaupt alles?

Ich gehöre nun schon längere Zeit zum Presbyterium unserer Gemeinde. Dort bin ich im Kindergartenausschuss tätig. Und seit 1993 blase ich in Wirtenbach im Posaunenchor und bin dort im Vorstand und als Notenwart aktiv.

8. Bleibt da auch noch Zeit für ein paar andere Dinge in Deinem Leben? Also was machst Du sonst noch so in Deiner Freizeit?

Ehrlich gesagt: Viel passiert da nicht mehr. Den Nebenjob hatte ich eben schon erwähnt. Seit fünf Jahren sind wir auf den Hund gekommen. Das heißt: In meiner Familie dreht sich viel um das Tier. Spazieren und Wandern mit Hund kann ich als Hobby bezeichnen. Das Schöne ist, dass ich das mit meiner Frau Ute teilen kann. Ich singe außerdem sonntags gerne im Musikteam und lese zum Beispiel gerne Kriminalromane.

 

9. Machen wir mal weiter mit einer Klassiker-Frage für unsere Homepage-Interviews: Hast Du eine Lieblingsvers oder eine Lieblingsgeschichte aus der Bibel? Und wenn ja, warum?

Nö, hab‘ ich nicht. Die Apostelgeschichte hat mich zuletzt sehr bewegt und nachdenklich gemacht: „Lassen wir Jesus in unserem Leben handeln?“

Obwohl: Unser Trauspruch aus Römer 15, 13 trifft mich doch immer wieder:

„Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass ihr immer reicher werdet an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes.“

 

10. Noch eine Frage zum Abschluss: Gibt es etwas, dass Du uns als Gemeinde für die nächste Zeit wünschst?

Dass wir wieder Gemeinde leben und bauen. Mit blutet das Herz, wenn ich sehe, dass aktuell die kleine Maske viele vom Gemeindeleben zurückhält.

Dass sich viele zurückziehen und sich mit einem online Angebot zufrieden geben, ist nicht gut. Als Christen sind wir auf Gemeinschaft angewiesen, um uns gegenseitig zu stützen und füreinander und für andere zu beten.

Ich wünsche mir, dass unsere Generationen enger zusammenwachsen in der Gemeinde. Denn der Einfluss der nichtchristlichen Welt wird sonst immer größer bei uns.

Als ein positives Zeichen für Gemeinschaft habe ich vergangenes Wochenende den Worship-Abend in Berkenroth erlebt, der mit viel Einsatz geplant und durchgeführt wurde.

Vielen Dank, lieber Jürgen, für das Interview! Wir wünschen Dir bei all Deinen Aufgaben und Tätigkeiten weiterhin viel Freude, gutes Gelingen und Gottes Segen – und sicher kommt im Laufe der Zeit auch noch die ein oder andere weitere kuriose Geschichte dazu… 😉