Tür 11 – Bildbetrachtung

Heute: “Weiß” von Pavel Müller-Wegmannshausen

 

Wir sehen in der Mitte des Meisterwerks: Raum. Als Weite und Referenz zum frühen Dadaismus in Parallelität zum Spätwerk Hausers, der sich zeitlebens mit komplexen Strukturen und gesellschaftlichen Wandel auseinandergesetzt hat. Linksseitig nimmt die Schattenlosigkeit den Betrachter in seinen Bann. In weichen Konturen und farbiger Nicht-Farbigkeit beschreibt der Künstler in runden Formen die Begrenzung im Sein des Individuums.

Im scharfen Gegensatz dazu die himmelsgewandte Seite: Sie bricht aus der Gesamtkomposition aus. Sie rebeliert förmlich gegen die Gegenwart mit Verweis auf die fortwährende Zeitlinie, die sich dem Horizont anschmiegt. Dieser kontrastiert den gesellschaftlichen – in sich geschlossenen – Status Quo.

Rechts, kaum wahrnehmbar, erfolgt ein Schlag gegen alle künstlerischen Regeln: Die sanfte Schärfe, die sich in fast unerträglicher Lautheit in die Aufmerksamkeit des interessierten Betrachters – fast wütend – schleicht, macht atemlos, staunend, fassungslos.

“Weiß” ist nicht ohne Grund ein Werk, dass seines Gleichen in der zeitgenössischen Kunst sucht und bleibenden Eindruck hinterlässt.

Letztlich bleibt der Betrachter mit vielen Fragen zurück. Und doch: “Weiß” beantwortet alle Fragen der Gegenwart.